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Sonnebergerin wechselt vom Fußballplatz ins Einkaufsgetümmel



Sonneberg - Es ist ein schlichter Zettel mit einer Telefonnummern-Leiste zum Abreißen. So wie er sonst von Studenten bei der Wohnungssuche an öffentlichen Stellen ausgehangen wird. Elke Zimmermann hat sich ein Herz gefasst, das Blatt mehrfach kopiert, verteilt und eine Handynummer für den Notfall darauf hinterlassen: "Sie sind über 60 Jahre, gehören zur Risikogruppe oder haben ein geschwächtes Immunsystem? Dann sind wir für sie da", steht auf dem A-4-Blatt geschrieben. Überschrieben ist es mit "Sonneberger helfen Sonnebergern!"

Einkaufen oder Medikamente in der Apotheke besorgen? Schon diese eigentlich alltäglichen Dinge bedeuten aufgrund der Corona-Pandemie ein Risiko für zum Beispiel herzkranke, ältere Menschen, Diabetiker oder Asthmatiker. Über die sozialen Netzwerke streut die 43-jährige Sonnebergerin am Wochenende ebenfalls das uneigennützige Hilfsangebot. In Windeseile melden sich vor allem weitere, junge Menschen, die ihr unter die Arme greifen wollen, unter anderem auch die CDU-Landtagsabgeordnete Beate Meißner.
"Wir können schon das komplette Stadtgebiet absichern und auch aus Mengersgereuth, Jagdshof und Judenbach haben wir Unterstützer", sagt Elke Zimmermann und freut sic über die erste Resonanz. Nur mit denjenigen, die die Hilfe in Anspruch nehmen könnten, sieht es noch mau aus. "Doch das wird kommen", ist die Frau aus Bettelhecken sicher. "Die Leute müssen aufwachen. Alle sind verunsichert und machen Hamsterkäufe, aber das restliche Leben läuft weiter wie bisher." Das wundere sie schon ein wenig.
Zimmermann ist, wie sie selbst sagt, eine Frau mit sozialer Ader. Sie arbeitet im Gesundheitswesen als Sprechstundenhilfe in einer Psychotherapie-Praxis. In Abstimmung mit ihrer Chefin gestaltet sie ihre Zeit nun in den nächsten Wochen flexibler als bisher - ohnehin kämen jetzt viele Terminabsagen und -verschiebungen, so dass mehr Freiraum für das Hilfsnetzwerk bleibe.
Auch ihre liebste Freizeitbeschäftigung - das Fußballspielen - falle jetzt komplett weg. Beim SC 06 Oberlind kickt sie normalerweise in der Damenmannschaft. Bereits seit 20 Jahren steht sie zudem ehrenamtlich als Schiedsrichterin auf dem Platz. Doch jetzt, da Trainings- und Spielbetrieb eingestellt sind, freut sie sich, in ihrer neu gewonnenen Zeit, anderen helfen zu können. Sie weiß: "Es ist eine Vertrauenssache. Schließlich geht es um Geld und die Gesundheit. Da müssen die Leute erst merken, dass es läuft." Gute Erfahrungen hat sie in der eigenen Nachbarschaft gemacht, die sie gemeinsam mit ihrer Freundin regelmäßig mit Medikamenten aus der Apotheke und Waren des täglichen Bedarfs "beliefert". Warum sie sich überhaupt so für andere einsetzt? "Ich hab mich die ganze letzte Woche aufgeregt, wie im Landkreis Sonneberg mit dem Corona-Thema umgegangen wird. Und am Wochenende habe ich dann beschlossen, meinen Frust in Hilfe umzudrehen."
Auslöser für die Wut im Bauch war ein wohl durchaus begründeter Verdachtsfall bei ihr im Verein. "Ich hatte den Eindruck, dass das Gesundheitsamt damit total überfordert war und keiner etwas unternimmt", schildert Zimmermann. Das wollte sie ändern. Und aus dem "wollen" ist nun "machen" geworden. 

Wer den Einkaufs- und Medikamentenservice von Elke Zimmermann und Team in Anspruch nehmen möchte, wendet sich bitte an folgende, eigens dafür eingerichtete Telefonnummer beziehungsweise spricht auf den Anrufbeantworter unter: (01 51) 64 01 65 75. Das Hilfsangebot ist kostenfrei.